Wissenswertes

Stimmen

Prominente Künstlerpersönlichkeiten äußern sich zu ihrem ganz persönlichen Verhältnis zu Georg Philipp Telemann.

Paul Dombrecht
Michi Gaigg
Reinhard Goebel
Ludwig Güttler
Nikolaus Harnoncourt

Wolfgang Hirschmann
Felix Koch
Dorothee Oberlinger
Siegfried Pank
Burkhard Schmilgun

Peter Schreier
David Stern

Dorothee Oberlinger (Interpretin)

Erinnern Sie sich an Ihre erste Begegnung oder ein besonderes Erlebnis mit Telemanns Musik?

Wann mir Telemann zum ersten Mal begegnet ist, lässt sich nicht mehr genau sagen. An eine erste bewusste Auseinandersetzung mit seiner Musik kann ich mich jedoch erinnern: Meine Mutter, die auch meine erste Flötenlehrerin war, begleitete mich mit der Orgel bei der ersten Partita aus der „Kleinen Cammer-Music“ in der Kirche meines Vaters. Ich war damals acht Jahre alt. Das war einer meiner ersten öffentlichen Auftritte und ich war mächtig aufgeregt. Dieselbe Suite wählte ich übrigens viele Jahre später für das Programm einer Telemann-CD aus. Meine Eltern hatten damals auch viele LPs von Frans Brüggen im Schrank, eine davon mit Telemanns Blockflöten-Sonaten, die liefen rauf und runter...

Welche Komposition(en) Telemanns würden Sie mit auf die legendäre einsame Insel nehmen?

Die 12 Solofantasien für Traversflöte (ich bin ja alleine). Mit denen komme ich ganz gewiss nicht aus der Übung. Wenn ich wenigstens einen iPod dabei haben dürfte, dann sollte sich darauf schon mal ganz bestimmt die komplette Einspielung der Tafelmusik befinden. Damit mich beim Verspeisen der exotischen Inselgewächse etwas an unsere europäische Kultur erinnert.

 

 

Worüber würden Sie sich mit Telemann bei einem Glas Wein gern unterhalten wollen?

Über den Wein? Besser nicht über die Tulpenzucht, damit kenne ich mich überhaupt nicht aus und er nur zu gut. Und dann würde ich ihn fragen, ob er sich jemals hätte vorstellen können, dass Johann Sebastian Bach bei uns heute berühmter ist als er. Er könnte mir endlich verraten, was er wirklich geschrieben hat und was ihm als Plagiat untergeschoben wurde (falls er sich überhaupt noch daran erinnern kann). Nach ein paar Gläsern würde ich herausfinden wollen, was in seiner zweiten Ehe schiefgelaufen ist. Und vielleicht könnte ich noch ein Blockflötenkonzert bei ihm in Auftrag geben …

Was hat Telemann, was andere nicht haben?

Leggerezza, Unterhaltsamkeit, Tiefe, Witz, enorme Stilvielfalt und Handwerk zugleich.

[Quelle: Telemann aus Magdeburg. 50 Jahre betont. Programmheft der Magdeburger Telemann-Festtage, 9.-18. März 2012, S. 128.]

www.dorotheeoberlinger.de