Wissenswertes

Stimmen

Prominente Künstlerpersönlichkeiten äußern sich zu ihrem ganz persönlichen Verhältnis zu Georg Philipp Telemann.

Paul Dombrecht
Michi Gaigg
Reinhard Goebel
Ludwig Güttler
Nikolaus Harnoncourt

Wolfgang Hirschmann
Felix Koch
Dorothee Oberlinger
Siegfried Pank
Burkhard Schmilgun

Peter Schreier
David Stern

Felix Koch (Interpret, Musikpädagoge)

Erinnern Sie sich an Ihre erste Begegnung oder ein besonderes Erlebnis mit Telemanns Musik?

Meine erste bewusste Begegnung mit Telemanns Musik hatte ich mit ca. 6 Jahren zur Weihnachtszeit. In einem Rundfunkgottesdienst in der Christuskirche Saarbrücken wurde Telemanns Kantate „Jauchzet, frohlocket, der Himmel ist offen“ aus dem Harmonischen

Gottes-Dienst aufgeführt. Meine Mutter sang – mein Vater spielte. Ich war so fasziniert von dieser Musik, dass ich den Rundfunkmitschnitt im Anschluss so oft gehört habe, dass ich die Eingangsarie bald selbst nachsingen konnte und die Kassette irgendwann ihren „Geist aufgab“. Das war der Anfang einer großen Liebe zu Telemann und seiner Musik, die mich als Sohn eines Blockflötisten und einer Sängerin permanent begleitet und geprägt hat.

Welche Komposition(en) Telemanns würden Sie mit auf die legendäre einsame Insel nehmen?

Kantate „Du aber, Daniel, gehe hin“, Ino-Kantate, Concerto G-Dur für Viola, Streicher und Basso continuo, Concerti à 7 a-Moll und F-Dur für 2 Blockflöten, 2 Oboen, 2 Violinen und Basso continuo, Concerto h-Moll fur Traversflöte, Streicher und Basso continuo, Concerti für 4 Violinen (ohne Bass) und noch ganz viele Werke mehr …

 

Worüber würden Sie sich mit Telemann bei einem Glas Wein gern unterhalten wollen?

„Singen ist das Fundament zur Musik in allen Dingen. Wer die Composition ergreifft, muß in seinen Sätzen singen. Wer auf Instrumenten spielt, muß des Singens kundig seyn. Also präge man das Singen jungen Leuten fleißig ein.“
Telemann war in meinen Augen seinerzeit einer der ersten Musikvermittler, der sich sehr stark um eine aktive Teilhabe der Bevölkerung an der Musikpraxis bemüht hat. Mit seinem, zum Glück heute wieder oft bemühten Zitat zum Singen als Fundament allen Musizierens ist er im heutigen Medienzeitalter, in der aktives Musizieren schon ab der Grundschule in direkter Konkurrenz zu vielen anderen Tätigkeiten der Kinder steht, aktueller denn je.
Kinder und Jugendliche durch Singen und gemeinsames Musizieren schon ab dem Kindergarten-/Grundschulalter nachhaltig für Musik zu begeistern! Das wäre mein Thema mit Telemann bei einem Glas Wein.

Was hat Telemann, was andere nicht haben?

Telemann hat es wie kaum ein anderer Komponist verstanden, für alle Schichten der Gesellschaft zu komponieren. Er hatte immer sein Ohr am Puls der Zeit und kannte die Bedürfnisse seines Publikums. Telemann verstand es, wenn er z.B. mit der Kleinen Cammer-Music oder dem Getreuen Music-Meister für Profimusiker und das musikalische Bürgertum – also Musikliebhaber – gleichsam schrieb, Musik auf höchstem musikalischen Niveau zu komponieren, mit der sich „so wohl ein Anfänger darinnen üben/ als auch ein Virtuose darmit hören lassen kan“.

[Quelle: Telemann aus Magdeburg. 50 Jahre betont. Programmheft der Magdeburger Telemann-Festtage, 9.-18. März 2012, S. 56.]

http://www.felixkoch.net